Vielfalt und alte Sorten
Man hat ja schon von vielem gehört: Musikfestivals jeder Art sind altbekannt. Dass es so etwas auch für den Gartenbereich gibt, erstaunt doch so manchen.
Musik sucht man da vergebens. Aber einigen schwirrt hinterher trotzdem der Kopf, was nicht nur an den Menschenmassen liegt, an denen man sich an die jeweiligen Saatgut-Stände vorbei kämpfen muss. Kaum zu glauben eigentlich, wie viele Menschen sich in heutigen Zeiten (oder vielleicht gerade deswegen?) für selbst angebautes Gemüse und Obst interessieren.
Auf die Vielfalt des dargebotenen Gemüse- und Kräutersaatguts sind viele Besucher, die nur mal eben einen Kräutertopf oder eine Balkontomate erstehen wollten, nicht vorbereitet.
Gemüse ist grün, oder?!
Von wegen! Das muss ja nicht sein, wie man hier unschwer erkennen kann. Ganz im Gegenteil werden hier Kinderideen, die von lila und gelben Tomaten, grellbuntem Mangold, bunt schillernden Bohnen, rosa Kartoffeln und blauem Brokkoli handeln, wieder lebendig.
Doch nicht nur die Farben unterscheiden sich vehement von unserem Supermarktgemüse, sondern auch die Formen: Da gibt es hörnchenförmige Kartoffeln, lange dünne Spargelbohnen und Tomaten, die klein wie Johannisbeeren oder groß wie ein Ochsenherz sind.
Selbst, wer bisher glaubte, dass Grünzeug eben bloß Grünzeug ist, wird mit drei Meter hohem Baumspinat konfrontiert oder mit der dunkelrot leuchtenden Gartenmelde. Und wem das noch nicht reicht, der kann sich dann mit Erdbeerspinat, Butterkohl oder Haferwurzeln auseinandersetzen oder sich überlegen, ob er bekannten Exoten wie gestreiften Erdnüssen, Physalis oder Erdmandeln im heimischen Garten eine Chance gibt.
Altes neu entdeckt
Das Verrückte ist, dass viele der Farben und Formen, die uns in Erstaunen versetzen, unseren (Ur-) Großeltern altbekannt waren. Von den Exoten mal abgesehen, handelt es sich nämlich zu einem großen Teil nicht um Neuzüchtungen, sondern um alte Sorten, die im Laufe der Zeit verdrängt wurden und in Vergessenheit geraten sind. So manch einer freut sich also, den von Opa über die Jahre angepriesenen rot gefleckten Salat oder die blauen Kartoffeln, von denen Oma immer schwärmte, endlich auch selber testen zu können.
Nebenbei kann jeder (zumindest der, der es kann 😉 ) die Pflanzen selbständig weiter vermehren, da es sich ausschließlich um samenfestes Saatgut handelt- in unserer mit Hybriden überschwemmten Welt keineswegs eine Selbstverständlichkeit mehr.
Programm für jedermann?
Wer seinen Horizont erweitern will, kann nicht nur Bücher jeglicher Art erwerben, sondern dies auch mit diversen Vorträgen Garten, Umwelt und Saatgut betreffend, tun oder je nach Jahreszeit und Standort sogar an einer (Tomaten)verkostung teilnehmen. Und an den Tauschständen findet man nicht nur die ein oder andere Lieblingssorte, sondern kommt auch schnell mit den Tauschpartnern ins Gespräch.
Zumindest in den größeren Städten findet man aber auch verschiedene Mitmachaktionen, die von Ratespielen über das Basteln von Saatbomben bis hin zu Pikierstationen für Groß und Klein reichen. Und jeder, der eigentlich nur mitgeschleppt wurde, der kann sich ja vielleicht für die Vielzahl von Obstgehölzen, Kräutern und bunten Stauden, die man ebenfalls erwerben kann, begeistern oder im Zweifel wenigstens für die kulinarischen Angebote, die das Ganze abrunden.
Wir jedenfalls finden: Die kleine Eintrittsgebühr und die etwas längere Fahrt war das Erlebnis allemal wert und wir können so einen Besuch nur jedem Garteninteressierten empfehlen.
Eine Liste mit Terminen und Städten gibt es z.B. unter diesem Link.
Zum Schluss eine kleine Warnung: Die Begeisterung für ausgefallene Sorten und Raritäten ist stark ansteckend und kann zuweilen zu einer regelrechten Kaufrauschepidemie führen 😉