Fruchtleder ohne Dörrgerät

Massenhaft reifes Obst?

Jeder, der einen Obstbaum oder diverse Beerensträucher hat, kennt das: Es ist Sommer, die Früchte reifen und reifen und reifen. Etliche Gläser sind schon eingekocht und keiner weiß mehr wohin mit der Obstfülle. Wer dagegen über kein eigenes Obst verfügt, braucht nur einmal an den im Sommer übervollen Marktständen vorbei gehen und kann dort leicht das eine oder andere Schnäppchen machen.

Die Frage bleibt in jedem Fall die Gleiche: Wie verarbeite ich das Obst so, dass es möglichst lange erhalten bleibt, ohne an Vitaminen zu verlieren oder mit massenhaft Zucker regelrecht erschlagen zu werden?

Fruchtleder als Alternative

Selbstverständlich gibt es mehrere Möglichkeiten, Obst haltbar zu machen, die Herstellung eines Fruchtleders ist eine davon: Zur Zeit gewinnt sie wieder an Aktualität, zumal  Dörrapparate und Küchenmaschinen sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

Beides ist allerdings nicht unbedingt nötig, um das Obst in entsprechender Form  zu trocknen. Denn nichts anderes ist ein Fruchtleder im Prinzip als püriertes getrocknetes Obst. Und jeder, der sich wundert, was es mit dem Begriff "Fruchtleder" auf sich hat, wird das spätestens verstehen, wenn er selber eines in der Hand hält: Das ganze sieht nicht nur wie Leder aus, sondern erinnert auch von der Konsistenz ein wenig an selbiges.

Welches Obst du verwenden kannst

  • Im Prinzip kannst du je nach Geschmack dein Lieblings-Obst verwenden oder auch mehrere Obstsorten mischen.
    Wichtig ist, dass das Obst, welches du verwendest, süß und reif ist. Es darf allerdings noch keine dunklen fauligen Stellen aufweisen. (Natürlich kannst du das Ganze auch mit noch hartem Obst versuchen, aber aus eigener Erfahrung können wir dir sagen, dass beispielsweise säuerlich schmeckende Mirabellen auch nach der Verarbeitung zum Fruchtleder keineswegs süß werden 😉 )
  • Da Obst durch den Entzug von Wasser an Süße gewinnt, brauchst du bei reifem Obst auch keinen Zucker. Wenn du magst, kannst du allerdings dein Obst aromatisieren, z.B. mit Vanille oder Kakao. Auch Mandel- oder Nuss-Mus schmeckt je nach Obstsorte ganz gut und verleiht dem Ganzen eine andere Note.
  • Selbstverständlich kannst du auch Kokosflocken oder Nuss-Stückchen auf das halb angetrocknete Fruchtleder streuen. Allerdings muss dir klar sein, dass das Auswirkungen auf die Haltbarkeit hat, da Nüsse mit der Zeit ranzig werden.
  • Äpfel und Bananen solltest du übrigens mit etwas Zitronensaft beträufeln, wenn du nicht willst, dass dein Fruchtleder später eine bräunliche Farbe annimmt.

Generell gilt: Probier einfach aus, welche Kombination dir am besten schmeckt.

Und so geht's

Das Obst muss möglichst gut zerkleinert werden, damit es eine musige, möglichst feine Konsistenz besitzt. Viele verwenden deshalb einen entsprechenden Hochleistungsmixer: Einfach Obststücke, falls gewünscht mit zusätzlichen Aromastoffen in den Mixer geben und zu Brei verarbeiten.

Aber auch wer keinen Mixer besitzt, braucht auf die Herstellung nicht verzichten: Mit einem einfachen Pürierstab funktioniert das Ganze ebenfalls, wenn es auch ein bisschen mühsamer ist.

Der Trockenvorgang

Besitzt das Obst die richtige Konsistenz, muss es nur noch getrocknet werden. Will man möglichst wenig Vitaminverlust haben, sollte das Obst entsprechend schonend getrocknet werden. Um Rohkostqualität beizubehalten, also besser nicht über 35-40 Grad trocknen! Das  Trocknen selber kann auf dreierlei Weise geschehen:

1. Dörrapparat:
Am einfachsten geschieht dies in einem Dörrapparat, der idealerweise über eine Einstellungsregler für die Temperatur verfügt. Die höherpreisigen Geräte verfügen meist über quadratische Einschubgitter, die mit Backpapier oder entsprechenden Backfolien belegt werden. Das Obstmus wird nun dünn und möglichst regelmäßig auf die Gitter aufgetragen. Je dünner die Schicht, desto weniger Zeit nimmt das Trocknen in Anspruch. Je nach Feuchtigkeit des verwendetem Obstes und der Dicke der Schicht  muss man etwa von 4 bis 12 Stunden ausgehen

2. Backofen
Aber auch wer über keinen Dörrapparat verfügt, braucht nicht auf die Herstellung von Fruchtleder verzichten: Obstmus auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech auftragen (am einfachsten geht dies mit einem Teigschaber). Anschließend den Backofen auf eine möglichst niedrige Temperatur (40 Grad Umluft) einstellen und Bleche mehrere Stunden darin trocknen.

Wichtig: Die Backofentür darf nicht vollständig geschlossen werden, damit die Feuchtigkeit abziehen kann. Also am besten einfach einen Kochlöffel in die Türe einklemmen. Um den Energieverlust wenigstens ein bisschen auszugleichen, sollten bei dieser Methode immer mehrere Bleche auf einmal  getrocknet werden!

3. Trocknung in der Sonne
Die kostengünstigste Methode, die allerdings nur im Sommer Erfolg hat, ist das Trocknen in der Sonne. Die Sommersonne hat viel Kraft und schafft es locker, unser Fruchtleder zu trocknen. Allerdings ziehen die süßen Früchte auch Insekten an: Eine schützende Abdeckung empfiehlt sich also unbedingt, wenn man nicht möchte, dass Wespen und Co. ganze Löcher in das leckere Leder fressen.

Aufbewahrung

Wenn dein Leder von beiden Seiten trocken ist, kannst du es mit einer Schere in beliebige Formen schneiden. Wem Streifen oder Quadrate zu langweilig sind, der kann natürlich auch Ausstechförmchen verwenden. In einem Vorratsglas ist das Leder mehrere Wochen bis hin zu Monaten haltbar, sofern es überhaupt so länge vorhält 🙂

Und nun?

Das Leder eignet sich zum Naschen, erinnert sogar entfernt an Gummibärchen. Genau so gut aber lässt es sich weiterverarbeiten. Als Hülle für diverse Cremes und Füllungen. Gerade unter den rohveganen Rezepten finden sich einige interessante Möglichkeiten, die sich auch für Nicht-Veganer zum Ausprobieren lohnen wie zum Beispiel rohveganer Apfelstrudel.

Probiert einfach mal aus, was euch so schmeckt. Viel  Freude beim Experimentieren! 😉

Quellennachweise

Bild: Erdbeeren im Zinkeimer
Quelle: congerdesign @ pixabay.com
Lizenz: CC0 / Public Domain